Der Finkenwerder Kunstpreis
Als ab 1864 zwischen Hamburg und Finkenwärder eine Fährverbindung eingerichtet war, konnten Kunstmaler aus Hamburg regelmäßig nach Finkenwärder kommen, um sich auf der Elbinsel nach Motiven für ihre Werke umzusehen.
Der erste Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark sagte 1891:
„Wäre ich Maler und hätte dann auch noch das Glück, Hamburger zu sein, keine Macht der Welt brächte mich über die Grenzen des einzigen Gebietes in Deutschland, das im edelsten Sinne malerischen Charakter hat“.
Er unterstützte als Kunstpädagoge eine Gruppe von Kunstmalern, als sie 1997 den Hamburgischen Künstlerclub gründeten. Zu ihnen gehörten: Julius von Ehren, Ernst Eitner, Arthur Illies, Paul Kaiser, Friedrich Schaper und Arthur Siebelist. Für Lichtwark war die Elbinsel ein Gebiet, das diesen Kunstmalern eine breite Palette von zauberhaften Motiven bieten konnte.
Die Anwesenheit der Künstler wurde auf Finkenwärder wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Sie schufen hier Meisterwerke, und man schaute ihnen bei der Entstehung ihrer Bilder gern über die Schulter. Man hatte großen Respekt vor ihnen und bezeichnete sie liebevoll als „uns Molers“ (unsere Maler).
So war es nicht verwunderlich, dass die Finkenwärder bei ihren Besuchen in der Kunsthalle und in den Museen stolz waren, wenn sie die Gemälde mit Finkenwärder Motiven der vorher genannten Maler entdeckten.
Die Künstler fühlten sich auf Finkenwerder wie zuhause. Sie hatten in dem „Gasthof Harmonie“ auf der Aue auch eine Möglichkeit zu übernachten. Dieser Gasthof wurde für alle Hamburger Kunstmaler die Postanschrift. Zu den Hamburger Malern gesellten sich auch Künstler aus berühmten Künstler-Kolonien wie Worpswede und München. Dazu gehörten Karl Krummacher, Heinrich von Zügel und der Lieblingsmaler des deutschen Kaisers Carl Saltzmann, der im Juli 1902 zu Studienzwecken eine Woche nach Finkenwerder kam. Finkenwerder wurde besonders zwischen 1890 und 1915 zu einem Treffpunkt vieler bekannter Kunstmaler.
Finkenwärder und die nähere Umgebung waren aber auch der Geburtsort später europaweit bekannter Kunstmaler. Diese waren:
Paul Hinrich Lüdders (geb. 1826), Jan Horstmann (geb. 1894),
Eduard Bargheer (geb. 1902), Karl Feltz (geb. 1907).
Zu den weiteren Kunstmalern zählen:
Gretchen Wohlwill, Anna Andersch, Walter Mensch, Peter Hagenah, Axel Groehl, Hinrich Stroh, Werner Schultz, Henri Kehde, Jessica McClamm, Gottfried Ehmler, Christian Meier und Marc Bronner.
Als wir 1986 im Rahmen der 750-Jahrfeier zwei Ausstellungen mit Gemälden der Finkenwerder Kunstmaler vorgestellt haben, war es ein großer Erfolg. Und wir beschlossen daraufhin, diese Art der Ausstellung als Veranstaltung in jedem Jahr im Finkenwerder Kulturprogramm einzubauen.
Im Jahr 1990 haben wir z.B. eine Veranstaltung unter dem Titel „Künstler der Elbstädte“ organisiert und Werke des bekannten Dresdner Kunstmalers Christoph Wetzel vorgestellt. Diese Ausstellung erfuhr eine sehr große Resonanz und wir freuten uns, als er 3 Jahre später den Auftrag erhielt, als Künstler der Elbstädte die Kuppel der Frauenkirche auszumalen.
Es folgten mehrere erfolgreiche Ausstellungen des Künstlers Axel Groehl in Hamburg und Berlin.
Der Kultutrkreis Finkenwerder fühlte sich danach kompetent genug, um mit Unterstützung von Sponsoren einen Kunstpreis zu vergeben. Nach mehreren konstruktiven Gesprächen waren die Firma Airbus und die Baugenossenschaft Finkenwärder bereit, die Aufgabe der Sponsoren zu übernehmen.
Kenner hielten das Vorhaben für gewagt, als der Kulturkreis Finkenwerder 1999 begann, die regelmäßige Vergabe eines Kunstpreises Finkenwerder zu planen. Der Vorstand des Kulturkreises, wie immer optimistisch, sah das anders. Und er sah sich auch in der Verantwortung gegenüber den Sponsoren des Preisgeldes, der Airbus Deutschland GmbH und der Baugenossenschaft Finkenwärder. In diesem Jahr wird der Preis zum neunten Mal verliehen.
Die Skepsis der Kenner wich inzwischen dem Staunen darüber, was der Kulturkreis und die Sponsoren erreicht haben. Es bewährte sich, ein vom Kulturkreis unabhängiges Kuratorium zu etablieren, dem unter dem Vorsitz von Bürgermeister a.D. Dr. Henning Voscherau weitere namhafte Hamburger Persönlichkeiten angehörten (siehe auch unter Gremien). Das Kuratorium berät den Vorstand und benennt, jeweils zu jeder Preisverleihung neu, eine unabhängige Jury, deren Vorschlag wird dann Preisträgerin oder Preisträger. Der Jury für den Kunstpreis 2000 gehörten folgende Persönlichkeiten an: Brigitte Brauer (Künstlerin, Finkenwerder), Hans Brockstedt (Galerist, Hamburg), Dr. hc. Joachim Fest (Publizist, Frankfurt), Professor Klaus Fußmann (Maler, Berlin), Professor Heinz Spielmann (Kunstwissenschaftler & Kurator, Hamburg). Die Benennung der ersten Preisträgerin, der Malerin Almut Heise und die für sie organisierte Ausstellung in der Handelskammer fanden in den Hamburger Medien und beim Publikum eine sehr positive Resonanz. Die Ausstellungseröffnung und Preisverleihung wurden zum Ereignis. Ein weiterer ehemaliger Hamburger Bürgermeister, Klaus von Dohnanyi, hielt die Preisrede. Kultursenatorin Dr. Weiss besuchte die Ausstellungseröffnung.
Für die Verleihung des Kunstpreises 2002 benannte die Jury erneut Brigitte Brauer (Künstlerin) sowie Hans Brockstedt (Galerist), Prof. Dr. Wilhelm Hornbostel (Museumsdirektor MfKG – Hamburg), Kultursenatorin a.D. Dr. Christina Weiss (Hamburg) sowie Prof. Christian Höpfner (Bildhauer, Berlin).
Preisträger des 2002 verliehenen Kunstpreises wurde, auf Vorschlag der vier erstgenannten Juroren, der Bildhauer George Rickey (USA). Er galt als ein Wegbereiter der kinetischen Kunst und war bis in sein hohes Alter Zeitzeuge und Weggefährte sehr vieler großer Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Mit der Verleihung des Preises an George Rickey gewann der Preis internationales Format. Die Bedeutung dieser Verleihung wurde auch dadurch unterstrichen, dass es die spätere Beauftragte für Kultur und Medien beim Bundeskanzler, Staatsministerin Dr. Christina Weiss war, die als Mitglied der Jury die Kontakte zur Familie des Künstlers aufnahm und auch anlässlich der Preisverleihung die Laudatio hielt. Eine viel beachtete Ausstellung mit Werken Rickeys fand im Museum für Kunst und Gewerbe statt.
Für die Verleihung des Kunstpreises 2005 berief das Kuratorium Frau Brigitte Brauer und die Herren Hans Brockstedt und Professor Dr. Wilhelm Hornbostel erneut in die Jury. Hamburgs Kultursenatorin Professor Dr. Karin von Welck und Rainer Oehms (Vizepräsident a.D. der HfbK. Hamburg) kamen ebenfalls der Bitte des Kuratoriums nach, der Jury anzugehören. Preisträger des Jahres 2005 wurde der Leipziger Künstler Neo Rauch. Die ehrende Laudatio anlässlich der Preisverleihung hielt Senatorin Prof. Dr. Karin von Welck.
Im Jahre 2007 verliehen die Jurorinnen und Juroren Kultursenatorin Prof. Dr. Karin von Welck, Brigitte Brauer (Künstlerin), Claus Clément (Verleger und Kunstsammler), Dr. Robert Fleck (Direktor – Deichtorhallen Hamburg), und Dr. Wolf Jahn (Kunsthistoriker und Freier Kultur- Journalist) den Preis an die renommierte Fotografin Candida Höfer. Nähere Ausführungen dazu finden Sie unter Kunstpreis 2007.
Am 26. Juli 2009 fand im Auslieferungszentrum „Jürgen Thomas“ für die A 380 auf dem Gelände von Airbus in Hamburg – Finkenwerder die Verleihung des „Kunstpreis Finkenwerder 2009“ statt. Preisträger ist der Maler Daniel Richter. Für die Jury begründete Hamburgs Kultursenatorin Prof. Dr. Karin von Welck vor etwa 280 Gästen die Entscheidung.
Thorsten Brinkmann wurde am 27. Juni 2011 im Auslieferungszentrum „Jürgen Thomas“ der Kunstpreis 2011 verliehen. In der Begründung der Jury heißt es:
„Brinkmann erhalte den Preis für ein höchst eigenständiges Werk zwischen den Gattungen Fotografie, Bildhauerei, Performance, und Installationskunst“
Der Kunstpreis 2013 wurde am 03. Juni 2013 an Ulla von Brandenburg verliehen. Sie ist eine junge Frau voller Neugier, Ideen und Mut, Wissen und Erfahrungen auf verschiedenen Gebieten zu sammeln – Film und Theater, Installation und Scherenschnitt – um nur einiges zu nennen – dies alles fließend zu verbinden in höchst unüblicher Kunst. Ihr Motto: „Nur wer neue Wege sucht und den Mut hat, sie zu gehen, kann eigene Spuren hinterlassen.“
Am 1. Juli 2015 wurde Christian Jankowski mit dem Kunstpreis 2015 ausgezeichnet. Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler, Mitglied der Jury, beschrieb den Künstler und sein Werk:„Christian Jankowski greift unterschiedlichste Themen auf, die ihm in seinem Alltag begegnen; dazu gehören das direkte Umfeld eines Künstlers, Kunstinstitutionen, der Kunstmarkt, die Arbeit von Jurys, aber auch die Medienwelt“